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Monat: Juni 2018

Hallo Hellas

Hallo Hellas

Die Überschrift lässt es bereits vermuten. Und auch wer in den letzten Tagen unsere Position auf der Karte betrachtet hat, weiß es auch schon. Wir haben unser Zwischenziel erreicht. Am 20. Juni haben wir die Grenze von Mazedonien nach Griechenland überquert. Endlich benutzen wir wieder vertrautes Geld und können unsere mobilen Daten am Handy einschalten, ohne Angst vor einer riesigen Handyrechnung zu haben.

Leider waren die ersten Erfahrungen in Griechenland ein ganz schöner Dämpfer. An der Grenze empfängt uns ein unfreundlicher Grenzpolizist. Er nimmt unseren Ausweis, scannt ihn ein, und gibt ihn uns ohne eine Mine zu verziehen wieder. Kein freundlicher Gruß, kein auf Wiedersehen. Hm.

Im ersten Ort nach der Grenze verfolgen uns wilde Hunde. Entgegen aller Erwartungen sind die Hunde in Griechenland um einiges schlimmer, als in Serbien oder Mazedonien. Sie lassen gar nicht von uns ab, bellen wie verrückt und kommen gefühlt aus jeder Ecke. Immerhin sind die Straßen ein wenig besser als zuvor. Und die Autofahrer fahren ein wenig rücksichtsvoller an uns vorbei. Wir erleben LKW-Fahrer, die tatsächlich Bremsen, statt uns zu überholen, wenn Gegenverkehr kommt.

Nach den ersten Stunden auf griechischem Boden kommt noch nicht so wirklich Freude auf, dass wir angekommen sind. Nach den vielen tollen Erfahrungen in den für uns Mitteleuropäern fremden Ländern Serbien und Mazedonien wirkt Griechenland schon fast langweilig. Der teure Kaffee in einem leblosen kleinen Kaff, serviert von unfreundlichem Personal gibt uns dann den Rest. Wir sehnen uns zurück nach den lebhaften Balkanländern. Am liebsten würden wir sofort wieder umkehren.

Doch nachdem wir den Vegoritida-See erreichen und schier endlose Plantagen von Obstbäumen entdecken, ist das alles wieder vergessen. Wir fahren vorbei an Bäumen voller Kirschen, Aprikosen und Äpfeln. An jedem Baum bleiben wir stehen und pflücken uns köstliche Früchte. Und an jedem Baum schmecken sie ein wenig anders. Reife Früchte direkt vom Baum, das kennt man aus Deutschland einfach nicht. Wir essen hier die besten Kirschen und Aprikosen unseres Lebens. Durch die ständigen Pausen an den Obstbäumen verzögert sich unsere Ankunft in Edessa leider immer weiter. Aber das ist es wert. Als wir Edessa erreichen, haben wir bestimmt schon 2 kg Kirschen gegessen.

Auch am nächsten Tag, an dem wir weiter nach Thessaloniki fahren, finden wir wieder reichlich frisches Obst. Hier wachsen meist Nektarinen und Pfirsiche. Reif und frisch vom Baum sind es auch hier wieder die besten Früchte, die wir jemals gegessen haben.

Rund 25 Kilometer vor Thessaloniki folgt dann der nächste Dämpfer. Georg fährt, mit den Gedanken bereits am Ziel, mit dem Hinterrad durch ein tiefes Schlagloch in der sonst ganz guten Straße. Auf einen wutentbrannten Schrei folgt ein plattes Hinterrad. Glücklicherweise ist bereits nach wenigen Metern eine Einmündung in einen Feldweg, in den wir die Fahrräder abstellen können.

Die gute Laune und der Flow, den wir bislang haben, ist dahin. Einen Ersatzschlauch haben wir, allerdings muss vor dem Wechsel zunächst das Gepäck ab vom Fahrrad. In der brütenden griechischen Sommerhitze stehen wir nun und bauen das Fahrrad so weit auseinander, dass wir den Platten flicken können. Ohne den angenehmen Fahrtwind quält uns die pralle Sonne. Der Schweiß tropft von unserer Stirn in die Augen und Raubt uns die Sicht. Unser Trinkwasser kocht in den Flaschen. Rund 45 Minuten vergehen, ehe das Rad wieder startbereit ist.

Nach der erfolgreichen Reparatur setzen wir die Fahrt in Richtung Thessaloniki fort. Die Fahrt durch das Land, das ursprünglich unser Ziel war. Das Land, das uns bislang am wenigsten gefällt.

Mazedonische Highlands

Mazedonische Highlands

Nach dem Trubel in der Hauptstadt Mazedoniens wollen wir nun die Natur erkunden. Wir machen uns auf Weg zum Ohridsee, einem der ältesten und tiefsten Seen in Europa. Skopje verlassen wir nach drei tollen Tagen genau so wie wir es erreicht haben: über die Autobahn. Glücklicherweise die meiste Zeit mit wenig Verkehr auf dem Standstreifen. Relativ entspannt fahren wir die ersten Stunden auf dem Weg zum Ohridsee, einem der ältesten und tiefsten Seen in Europa.

Hinter Gostivar beginnt dann unsere erste richtige Bergetappe. Auf 20 Kilometern klettern wir langsam, aber stetig in Richtung eines Gebirgspasses. Wir haben vorab gelesen, dass der Pass bei rund 1.100 Metern über dem Meeresspiegel liegen soll. Bei nicht zu heißem Wetter quälen wir uns mit unseren schweren Fahrrädern Meter für Meter voran. Als wir die 1.000 Meter knacken, fühlen wir uns plötzlich so stark, als könnten wir jeden Berg erklimmen. Das Gefühl lässt allerdings genau so schnell wieder nach, wie es über uns kam. Bei den versprochenen 1.100 Metern ist nun leider noch kein Ende in Sicht. Entkräftet klettern wir Meter für Meter weiter in den Mavrovo-Nationalpark im Westen des Landes, in der Hoffnung, bald oben zu sein.

Die höchste Stelle erreichen wir dann schließlich bei 1.300 Metern. Jetzt trennt uns noch der Mavrovo-See von dem gleichnamigen Örtchen, in dem wir heute Nacht nächtigen wollen. Nach rund 15 Kilometern und einer weitern harten Stunde mit Steigungen und Gefällen ist es so weit. Wir sind in Mavrovo und checken in einem Zimmer ein, das wir auf dem Weg von einem Mazedonier an der Tankstelle in Gostivar empfohlen bekommen haben. Und das Zimmer ist die Belohnung für die Strapazen. Wir haben einen wahnsinnig tollen Blick über den See, sowohl am Abend, als auch am nächsten Morgen.

Am Tag darauf haben wir allerdings eine entspannte Abfahrt bis nach Ohrid vor uns. Kurz nach dem Start am Mavrovo-See sehen wir einige Radfahrer, die sich den Berg hochquälen. Gestern wir, heute ihr! Von 1.300 Metern fallen wir nun mit einigen kurzen Unterbrechungen wieder ab auf rund 700 Meter. Ein Genuss nach dem harten Tag zuvor. Einige Kilometer lange, steile Abfahrten bereiten uns eine Menge Spaß. Wir erreichen Geschwindigkeiten von knapp 60 Kilometern pro Stunde. Das ist Nervenkitzel pur.

Am Abend des Tages erreichen wir dann die schöne Stadt Ohrid. Nach den zwei Tagen in den Bergen haben wir uns definitiv eine kurze Auszeit verdient. Wir bleiben zwei Nächte am schönen Ohridsee.

Mit Highspeed in die Hauptstadt

Mit Highspeed in die Hauptstadt

Nach 10 Tagen in Serbien soll der 13. Juni der Tag sein, an dem wir das Land wieder verlassen. Wir befinden uns morgens etwa 30 Kilometer entfernt von der Grenze nach Mazedonien. Unser Tagesziel heute ist die mazedonische Hauptstadt Skopje.

Wir starten den Tag wieder relativ spät. Bereits vormittags lässt die sengende Sonne das Thermometer auf über 30 Grad steigen. Die Landstraße ist glücklicherweise nicht sehr stark befahren. Nach einer kurzen Pause in einem kleinen Ort, der vermutlich noch nie einen Touristen gesehen hat, erreichen wir um 14 Uhr eine Grenze nach Mazedonien. Die Landstraße dort hin verrät uns bereits, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Die Grenze ist offen und die Straße an den Rändern bewuchert von Büschen. Hier passiert schon lange kein Auto mehr. Wir kehren um, um den richtigen Grenzübergang zu suchen.

Der richtige Grenzübergang ist ausschließlich über die Autobahn erreichbar, wie wir kurze Zeit später herausfinden. Mit dem Fahrrad auf die Autobahn? In Serbien und Mazedonien kein Problem. Der Verkehr in Richtung Grenze ist glücklicherweise mäßig und die gut ausgebaute Autobahn bietet einen breiten Standstreifen, den wir als Fahrspur benutzen können. Die sechs Kilometer Autobahn bis zur Grenze sind der Wahnsinn. Wir fühlen uns, als würden wir fliegen. An uns rasen die Autos vorbei, einige hupen und winken uns. An der Grenzkontrolle selbst sieht uns der Grenzpolizist nur ungläubig an, schüttelt mit dem Kopf und wünscht uns viel Glück.

Mit dem Fahrrad über die Autobahn. In Deutschland wären wir nun im Radio und bald von einem Begrüßungskommitee der Polizei eingesammelt. In Mazedonien interessiert das scheinbar niemanden. Einige Autofahrer winken uns freundlich zu, als sie uns sehen. Wir genießen die Fahrt auf dem hervorragenden Asphalt. Lediglich die Ab- und Auffahrten der Autobahn sind mit dem Fahrrad Nervenkitzel pur, da hier der Seitenstreifen zum Fahrstreifen wird. Übrigens zahlen Fahrradfahrer in Mazedonien keine Autobahnmaut. Wir werden hier einfach durchgewunken.

Nach rund 40 Kilometern auf der Autobahn müssen wir sie leider wieder verlassen. Hier führt uns ein dreispuriger Zubringer hinein nach Skopje. Leider ohne Seitenstreifen, dafür mit wahnsinnig viel Verkehr und nassen Straßen vom Unwetter, das unmittelbar vor unserer Ankunft in der Hauptstadt wütete. Wie wir merken, sind Fahrradfahrer den meisten Autofahrern im Straßenverkehr völlig unbekannt. Sie fahren dicht an uns vorbei, wir spüren den Sog der Luft und müssen unseren Lenker mit aller Kraft festhalten, um nicht zu stürzen. Die vielen Pfützen auf der Straße steuern die Autos scheinbar gezielt an, um uns möglichst nass zu machen. Die letzten Kilometer bis in die Stadt sind anstrengender, als der bisherige Tag insgesamt.

Kurz nachdem wir in Skopje ankommen, werden wir von einem Einheimischen angesprochen. Sein Name ist Bojan, er ist auch begeisterter Radfahrer. Er empfiehlt uns ein Hostel in Skopje, in dem wir unsere Fahrräder sicher verstauen können. Später würde er sich gerne noch mit uns treffen, wenn wir Interesse hätten. Wir nehmen das Angebot an, checken im Hostel ein und treffen uns später, nach dem Abendessen, mit Bojan und einem Freund von ihm auf einen Drink.

Die nächsten drei Tage verbringen wir in Skopje und sehen uns die Stadt an. Die wenigen Tage Pause vom Radfahren tun uns gut und wir machen viele nette Bekanntschaften. In einem deutschen Buchladen in Skopje treffen wir Detlev Schlott, ein Deutscher, der uns einiges über das Land und die Stadt erzählt. Zum Abschied schenkt er uns ein Wörterbuch für Mazedonisch – Deutsch.

Auch im Hostel machen wir viele nette Bekanntschaften. Mit Igor vom Empfang tausche ich mich über Deutschland und Mazedonien aus, mit Toni und Anastasia haben wir einen tollen Abend beim Essen und Trinken in Skopje.

Alles in Allem ist Skopje eine interessante Stadt, die durch ihre Mischung aus prunkvollen Gebäuden, die erst vor wenigen Jahren entstanden sind, und kaputten Straßen, Treppen und allem möglichen Sachen auf der Straße ein einmaliges Erlebnis bietet. Eine solche Stadt findet man kein zweites Mal in Europa. Die Leute sind alle sehr nett, allerdings werden sie zu rücksichtslosen Monstern, wenn sie in ihr Auto steigen. Eine sehr interessante Erfahrung. Wir hatten viel Spaß.

Wir wollen Skopje definitiv wieder besuchen.

Ziegelsteine aus Serbien

Ziegelsteine aus Serbien

Der Morgen des 12. Juni beginnt für uns im Atina Lux, einem gemütlichen Hostel in der kleinen Stadt Leskovac. Bereits am frühen Vormittag klettern die Temperaturen auf über 25 Grad und die pralle Sonne sorgt dafür, dass wir nach dem Frühstück auf dem Balkon schon wieder nass geschwitzt sind.

Nach dem Frühstück schwingen wir uns träge in unsere Sättel. Unsere Räder tragen uns heraus durch Wolken stinkender Abgase heraus aus der Stadt in Richtung Landstraße. Die ersten Kilometer fallen uns heute enorm schwer. Die Reifen kleben am schon weich gewordenen Asphalt. Bei jeder Lenkbewegung ächzen und quietschen die Reifen auf der Fahrbahn.

Parallel zur viel befahrenen Landstraße verläuft eine kleinere, weniger benutzte Straße. Wir entscheiden uns dazu, dort weiter zu fahren, um zumindest die stickige Luft der Autos nicht mehr einatmen zu müssen.

Nach wenigen Kilometern auf dieser Straße sehen wir am linken Fahrbahnrand drei Bauten aus roten Ziegelsteinen. An einem dieser Bauwerke wird gearbeitet, es ist offensichtlich noch nicht fertiggestellt. Um die Gebäude herum stehen nahezu endlose Reihen von gestapelten Ziegelsteinen. Fleißige Arbeiter stapeln Ziegel in der sengenden Mittagshitze. Als sie uns sehen, winken und rufen sie uns zu. Wir sollen offensichtlich zu ihnen kommen. Uns erwartet ein warmer Empfang, sie bieten uns sofort kaltes Wasser an. Keiner von ihnen spricht deutsch oder englisch, lediglich einige verstehen und sprechen einige deutsche Wörter.

Bei näherer Betrachtung der Gebäude und der Männer stellen wir fest, dass es sich hierbei um eine Ziegelei handeln muss, in der fleißige Serben Ziegelsteine herstellen. Sie laden uns ein, ihre Anlage zu besichtigen. Durch Winken und Rufen der Arbeiter werden wir durch die gesamte Ziegelei gelotst.

Zuerst zeigen die braun gebrannten Arbeiter uns, wo die fertig geformten Ziegelsteine zum Trocknen aufgetürmt werden. Die roten Klötze werden noch feucht auf einem Karren zu dem Ort transportiert, an dem sie gestapelt werden. Sorgfältig türmen die Arbeiter die Steine auf und decken sie Stück für Stück mit einer Folie ab. Kein Ziegel gleicht dem anderen.

Als nächstes sehen wir die Anlage, die den braunen Schlamm zunächst auf ein Förderband abwirft und anschließend in die Presse transportiert. Heraus kommt ein brauner Block, der nun in gleichmäßige kleinere Blöcke geschnitten wird. Die zukünftigen Ziegelsteine werden automatisch von einem Band abtransportiert, wo die Arbeiter sie entgegennehmen und auf einem Transportwagen stapeln.

Zum Abschluss dürfen wir die roten Gebäude betreten, die wir von der Straße aus sehen konnten. Hier werden die Ziegelsteine gebrannt, nachdem die Sonne sie einige Tage vorgetrocknet hat. Die Ziegelsteine werden in einem Gewölbe gestapelt, eingemauert und anschließend befeuert. Bei ca. 1.000 Grad nehmen sie nun ihre finale Form an. Mithilfe von Kohleöfen werden diese Gewölbe befeuert.

Wir finden es faszinierend, mit wie viel manueller Arbeit dieser Baustoff in Serbien hergestellt wird. In einer hochautomatisierten Wirtschaft wie Deutschland ist das unvorstellbar.

Die kurze Besichtigung der Ziegelei hat uns viel Spaß bereitet. Nachdem wir gesehen haben, wie hart die Jungs dort arbeiten, fällt uns das Radfahren sofort viel leichter, als noch zuvor. Wir schaffen an diesem Tag noch insgesamt 90 Kilometer.

Serbische Gastfreundschaft

Serbische Gastfreundschaft

Nach einigen eher ruhigen Sightseeing-Tagen in Belgrad, oder auch Beograd, der „weißen Stadt“, sitzen wir am 9. Juni wieder im Sattel. An diesem morgen verabschieden wir uns von Michael und Katharina, denn sie haben ein anderes Ziel als wir. Martin will noch einige Kilometer mit uns fahren, bevor er weiter der Donau zum schwarzen Meer folgt.

Vormittags verlassen wir Belgrad auf dem mehr oder weniger gut ausgeschildertem Radweg EuroVelo 6. Wir queren die Donau auf einer Autobrücke, die ihre besten Zeiten längst hinter sich hat und folgen dem Weg zunächst in Richtung Kovin. Die Beschaffenheit des Weges ist anfangs wieder ein Wechsel der Gefühle. Er führt uns über einen maroden Steg inmitten eines Feldes. Weiter geht es auf der ungemähten Deichkrone. Nach rund zehn Kilometern sind wir von der Fahrt schon so erschöpft, dass wir rasten. Ein Autofahrer hält bei uns und fragt interessiert, wohin wir mit unseren Rädern auf dem Weg sind. Er spricht gut deutsch und wir berichten ihm von unseren Plänen. Er empfiehlt uns auch einen anderen Weg nach Kovin, ab vom ruckelingen Radweg auf die Landstraße.

Und so folgen wir der Landstraße von Pancevo nach Kovin. Die Straße führt lange Zeit nur geradeaus. Der Verkehr ist mäßig, es lässt sich hier ganz gut fahren. In Kovin machen wir Rast, um uns zu stärken. Kräftiger Kaffee und süßes Gebäck vom Bäcker geben uns neue Kraft für die nächsten Kilometer. Leider macht das gute Wetter nun auch eine Pause und dunkle Wolken ziehen am Himmel auf. Auf gut Glück setzen wir unsere Weiterfahrt fort in Richtung Smederevo. Nach wenigen Kilometern werden wir von einem starken Regenschauer überrascht. Wir suchen Zuflucht an einer Tankstelle. Hier sind wir zur nächsten Rast gezwungen, den der Regen prasselt nur so vom Himmel. Immerhin hat die Tankstelle free WiFi.

Eine Stunde und ein kurzes Nickerchen später lässt der Regen etwas nach und er Himmel beginnt, sich zu lichten. Wir setzen die Fahrt nach Smederevo fort, wo wir zusammen mit Martin das letzte gemeinsame Abendessen genießen. Hinter Smederevo trennen sich dann unsere Wege. Wir setzen die Fahrt in Richtung Süden fort, Martin zweigt gen Osten ab.

Die letzte Stunde im Sattel führt und in das kleine Dorf Lugacina. An einem lebhaften kleinen Shop sprechen wir die Einheimischen an und fragen, ob sie denn eine Idee hätten, wo wir heute Nacht unsere Zelte aufschlagen können. Nach einem erfolglosen Versuch spricht uns jemand auf deutsch an. Er fragt uns, ob er uns helfen könne. Wir schildern ihm kurz unser Übernachtungsproblem. Das sei gar kein Problem sagt er, wir könnten einfach bei ihm übernachten. Der nette Serbe, der ein Transportunternehmen in Wien führt, stellt sich uns als Misa vor. Wir trinken noch einige Bier zusammen, bevor wir uns gemeinsam mit ihm auf den Weg zu seinem Haus machen.

Misa hat ein großes Haus in dem Örtchen gekauft, das er aktuell renoviert. Er ist nur am Wochenende hier in Serbien, unter der Woche muss er arbeiten. Morgen will er wieder zurück nach Wien fahren. Um lange Wartezeiten an der Grenze zu vermeiden, fährt er immer schon um 5 Uhr los. Das heißt für uns, dass der morgige Tag sehr früh beginnen wird.

Doch bevor die Schlafenszeit für uns beginnt, sitzen wir zusammen mit Misa in seinem Wohnzimmer und unterhalten uns lebhaft bei einigen Flaschen serbischen Biers. Er erzählt uns von seiner Familie, von Serbien und von dem kleinen Dorf, in dem er auch aufgewachsen ist. Als Mitternachtssnack bekommen wir Weißbrot und Speck serviert.

Nach dem Essen führt er uns hinten in seinen Garten. Er sagt, er wolle uns noch etwas zeigen. Als wir den Garten betreten kommt uns seine Hündin mit vier kleinen Welpen schon entgegen. Die kleinen sind etwa vier Wochen alt und sehr niedlich. Das sage sogar ich, als jemand, der sonst keinen Bezug zu Tieren hat. Misa füttert seine Raubtiere mit Dosenfutter, dazu bekommen sie noch etwas vom köstlichen Speck. Gespannt beobachten wir die Raubtierfütterung.

Es ist nun schon halb 12. Misa ist müde, genau so wie wir, und wir bauen unser Nachtlager in einem seiner Zimmer auf. Um 4 Uhr will er aufstehen, wir ebenso. Misa freut sich, dass er Gäste aus Deutschland hat. Wir bieten ihm an, dass er gerne unser Gast sein kann, wenn er einmal nach Deutschland kommt.

Erschöpft vom langen Tag gehen wir schlafen. Es wird eine sehr erholsame Nacht, fast wie im Hotel.

Der Herr der Räder: Die Gefährten

Der Herr der Räder: Die Gefährten

Am 3. Juni passieren wir zunächst die Landesgrenzen von Kroatien und kurze Zeit später Serbien. Wir sind noch immer zu dritt unterwegs. Zum ersten Male befinden wir uns auf unserer Reise außerhalb der Europäischen Union. Die Währung ist der serbische Dinar, die Sprache besteht aus für uns unverständlichen kyrillischen Schriftzeichen. Hier nimmt unsere Reise noch einmal ganz neue Fahrt auf.

Zunächst haben wir Probleme, den Grenzübergang zu Serbien zu finden. Nach rund sieben Kilometern einsamem Radweg in der prallen Sonne finden wir uns an einem Grenzzaun wieder. Die zwei jungen Männer auf der anderen Seite der Grenze sagen uns, dass wir wieder zurückfahren müssen, um die Grenze zu passieren. Das kostet uns viel Zeit.

Kurz hinter der serbischen Grenze machen wir spontan Halt im kleinen Dorf Bezdan, um uns einige Erfrischungen zu kaufen. Während wir unsere Kaltgetränke genießen, beobachten wir zwei Radreisende, die auf der Straße zügig an uns vorbei fahren. Sie scheinen uns jedoch nicht zu sehen. Kurze Zeit später sitzen wir wieder auf unseren Drahteseln und setzen die Fahrt fort. Und prompt sehen wir die beiden Radler vor einer Kneipe stehen. Wir halten an, unterhalten uns kurz, tauschen unsere Reisepläne aus. Es passt einfach alles uns wir tun uns für die Tagesetappe zusammen. Wir reisen nun mit Katharina und Martin, insgesamt zu fünft. Unsere Gruppe wird immer größer.

Gegen Abend erreichen wir die erste größere Stadt in Serbien, Sombor. Hier soll ein Campingplatz auf uns warten. Wir sind fast durch die komplette Stadt gefahren, da fällt uns das kleine Schild auf. Bike Camp Longtour sieht zunächst aus wie ein gewöhnliches Bed & Breakfast, stellt sich dann aber als ein Campingplatz im ruhigen Hinterhof heraus. Der Gastgeber Peck ist selber begeisterter Radfahrer und hat hier ein kleines Paradies für Radreisende auf dem EuroVelo 6 eingerichtet.

Der Garten ist als kleiner Campingplatz eingerichtet und bietet alles, was der einfache Radfahrer nach einem anstrengenden Tag im Sattel benötigt. Eine saubere Toilette und eine Außendusche, gepflegter Boden für das Zelt und eine Art Aufenthaltsraum mit Küche, Kühlschrank und Tischen. Peck hat sogar eine kleine Fahrradwerkstatt in seinem Garten eingerichtet, die kurze Reparaturen am Rad ermöglicht.

Kurz nach unserer Ankunft findet im Innenhof von Longtour eine Veranstaltung für Fahrradfahrer statt. In Sombor ist Bike Day und zum Abschluss des Tages versammeln sich die Radler zu einer Kundgebung mit Limonade bei Longtour. Zwischenzeitlich erreichen noch zwei Radlerinnen das Camp, Leonie und Steffi. Unter deutscher Besatzung wird es ein geselliger Abend mit vielen Geschichten und Anekdoten aus unseren ersten Wochen auf der Straße.

Das Longtour Bike Camp war unserer Meinung der am liebevollsten gestaltete Campingplatz am EuroVelo 6. Die Gastgeber sprachen gutes englisch und waren sehr herzlich. Es fehlte an nichts und wir bekamen mehrmals Kaffee serviert. Diesen Campingplatz möchten wir gerne weiterempfehlen.

Stadtradeln 2018 im Kreis Wesel

Stadtradeln 2018 im Kreis Wesel

Im Kreis Wesel und in vielen anderen Landkreisen und Kommunen startet auch dieses Jahr wieder das beliebte Stadtradeln. Fahrradfahrer aus ganz Deutschland möchten damit das Fahrradfahren in ein positives Bild rücken und die Wirkung auf Umwelt- und Klimaschutz herausstellen. Das Stadtradeln startet heute, am 11.06.2018 und geht bis einschließlich 01.07.2018.

Aufgrund meiner Fahrradreise hat die Stadt Rheinberg mir angeboten, dieses Jahr als StadtradelSTAR für die Stadt Rheinberg teilzunehmen. Für mich bedeutet das den Verzicht auf die Fortbewegung mit einem Auto im gesamten Zeitraum des Stadtradeln im Kreis Wesel. Das stellt für mich natürlich kein Problem dar, da ich hier unterwegs sowieso kein Auto habe. 🙂

Auch die NRZ hat einen kurzen Artikel zum Stadtradeln und meiner Teilnahme veröffentlicht: https://www.nrz.de/staedte/rheinberg-xanten-umland/auch-schon-zehn-jahre-alt-das-stadtradeln-id214510877.html

Wer noch kurzentschlossen am Stadtradeln teilnehmen möchte, kann zunächst unter www.stadtradeln.de nachsehen, ob die eigene Stadt daran teilnimmt und sich dann anmelden und ab sofort seine zurückgelegte Strecke täglich eintragen.

Ich hoffe, ich kann viele Leute für die Fortbewegung mit dem Fahrrad inspirieren. Es muss ja nicht gleich die Fernreise mit dem Fahrrad sein, im Alltag macht sich das Rad genau so gut.

Keep cycling and a safe ride.

Jesus lebt

Jesus lebt

Die Donau ist nach rund 1.500 zurückgelegten Kilometern noch immer unser treuer Begleiter. Oft führt der Weg uns direkt am Ufer des inzwischen breiten Flusses entlang. Aber je weiter wir voranschreiten, desto häufiger verlässt der Radweg die Donau zugunsten von mehr oder weniger gut beschaffenen Straßen. Stets in der brütenden Hitze Südosteuropas, die seit bald zwei Wochen gnadenlos auf uns einwirkt.

Auf unserem Weg an die ungarische Grenze treffen wir Michael, einen Radreisenden aus Trier. Er fährt auf uns zu, während wir uns an einem der zahlreichen Straßenbrunnen in Ungarn erfrischen. Nach einen regen Austausch über Verlauf uns Ziel unserer Reise beschließen wir kurzerhand, einige Tage zusammen zu radeln.

Der erste gemeinsame Tag unserer Dreiergruppe verläuft hervorragend. Wir rasten gemeinsam bei Pivo, (ungarischen für Bier), kaufen gemeinsam ein und schlagen am Abend unser Nachtlager an der Donau auf.

Der kommende Morgen begrüßt der neue Tag uns direkt mit einem starken Gewitter. Eine Stunde kauern wir in der Frühe in unseren Zelten und warten auf ein Nachlassen des gießenden Regens. Um 7 Uhr lässt der Regen endlich nach. Die Zelte, die Fahrräder, alles ist klatschnass. Die Sonne zeigt sich an diesem morgen leider nicht, sodass wir unsere triefenden Zelte einpacken und starten, in der Hoffnung schnell die ersten Sonnenstrahlen zu finden.

Das Wetter wendet sich glücklicherweise nach den ersten Kilometern und die dicken Wolken verziehen sich. Die Sonne knallt wieder auf uns und die nasse Landschaft herab. Eine drückende Schwüle macht sich breit. Die feuchte, heiße Luft bremst uns aus. An jedem Straßenbrunnen machen wir Halt und erfrischen uns ausgiebig.

In den Nachmittagsstunden ziehen erneut dunkle Wolken auf. Zunächst fallen dicke Wassertropfen vom Himmel, dann zieht ein starker Sturm auf. Wir finden einen Unterstand, eine Art Bauernhof. Jemand winkt uns, wir sollen doch kommen und uns unterstellen. Eine freundliche Dame, die hier mit ihren Tieren lebt, bietet uns ein Dach über dem Kopf, um den Regenschauer zu überstehen. Die Frau bittet uns, in ihrer Hütte Platz zu nehmen. Sie selbst läuft zunächst noch wild mit einem großen Regenschirm durch den Regen über ihren Hof. Wir sehen nicht genau was sie macht.

Nach einigen Minuten kommt sie zu uns. Sie spricht ein wenig englisch, es reicht, um sich mit uns zu verständigen. Eva ist ihr Name. Sie erzählt uns, sie sammle Wasser wenn es regnet, da es hier sehr trocken sei. Der Regenschauer sei eine Art Geschenk des Himmels für sie. Nach diesem Satz nimmt die Konversation eine ungeahnte Wende. Eva erzählt uns von ihrem Glaube an Jesus und ihrer Überzeugung, dass Jesus bald zurück auf die Erde kommt. Mit Jesus beginnt die Zeit eines tausendjährigen Reiches unter Jesus. Sie hat ihn genau gesehen, in ihren Träumen. Ein weißes, helles Feuer sei ihr in der Nacht erschienen und hätte die Ankunft des Herren eingeläutet. Eva erzählt uns, sie halte nichts von den religiösen Gemeinschaften. Was zählt, sei nur die Bibel. Wir sollen unbedingt auch in der Bibel lesen und glauben, denn sie würde uns im Himmel gerne wieder treffen.

Der Regen lässt mittlerweile nach und die Sonne kommt zurück. Erneut entsteht durch die Verdunstung der Feuchtigkeit ein schwüles Klima. Wir fragen Eva, ob sie nicht einfach mit uns ans Meer fahren möchte. Sie besitze ein Fahrrad, könne jedoch nicht einfach ihren Hof und ihre Tiere verlassen, sagt sie uns. Doch sie würde so gerne mit uns kommen. Doch leider müssen wir unsere Reise ohne Eva fortsetzen. Für sie war es vermutlich dennoch ein besonderes Erlebnis, uns zu treffen. Sie erzählt uns zum Abschluss, dass sie in den sieben Jahren, in denen sie hier lebt, noch nie Besuch bekommen hat. Und das, obwohl sie unmittelbar an einem relativ stark befahrenen Fernradweg wohnt.

Wir freuen uns, dass wir ihr eine schöne Stunde mit unserem Besuch bescheren konnten. Beim Abschied winkt sie uns herzlich. Wir werden fortan sicherlich für immer einen Platz in ihrem Herzen haben.

Ein Tag ohne Fahrrad

Ein Tag ohne Fahrrad

Am 29.5. erreichen wir die Hauptstadt von Ungarn. In der Nachmittagssonne radeln wir entlang der Donau durch die Pforten der beeindruckenden alten Stadt. Prunkvoll aussehende Wohngebäude zieren die Straßen, unterbrochen grünen Parks mit Denkmälern und Plätzen mit noch eindrucksvolleren Bauten.

Wir suchen kurzentschlossen den nächsten Campingplatz auf. Auf dem Campingplatz feilschen wir mit der netten, deutsch sprechenden Dame an der Rezeption um einen guten Preis. Auf dem Zeltplatz treffen wir nach längerer Zeit endlich wieder auf gleichgesinnte. Friederike und Bernhard sind auf ihrem Tandem auf dem Weg ans Schwarze Meer. Neben ihnen sind noch zwei Plätzchen für uns frei. Sie sind kurz vor uns in Budapest und wollen einen Tage bleiben, um die Stadt zu erkunden. Wir schließen uns ihnen an.

Den Abend verbringen wir noch gemütlich an den Zelten. Am kommenden Morgen entschieden wir uns dazu, den Fahrrädern einen Tag Pause zu gönnen und die Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erleben. Nach einen kurzem Fußmarsch zur Haltestelle steigen wir in die Metro in Richtung Hauptbahnhof. Von hier aus beginnt unsere Tour durch die Metropole. Wir kommen vorbei am prachtvollen Parlament, an der Kettenbrücke über die Donau und der Matthiaskirche auf dem Berg des Stadtteils Buda.

Das Highlight des Tages ist der abendliche Aufstieg auf dem Gellértberg zur Szabadság-szobor, der Freiheitsstatue von Budapest. Nachdem die Dunkelheit über Budapest hereingebrochen ist, zeigt die Stadt sich von ihrem durch bunte Lichter erzeugtem Glanz. Von dem Gipfel des Berges haben wir einen atemberaubenden Blick auf die Donauufer der Innenstadt. Wir genießen den Anblick einige Momente, bevor wir den Rückweg zum Campingplatz antreten.

Um etwa 0 Uhr fallen wir dann endlich erschöpft in unsere Zelte. Der Tag zu Fuß war anstrengender, als jeder vorherige auf dem Fahrrad. Wir freuen uns, morgen endlich wieder auf den Rädern zu sitzen.