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Kategorie: Allgemein

Zuhause ist es am schönsten!

Zuhause ist es am schönsten!

Wir haben nun lange nicht mehr von uns hören lassen. Aber keine Sorge, es geht uns gut!

Wir haben nach unserem gemeinsamen Urlaub mit der Familie spontan die Heimreise angetreten. Das hatte vor allem den Grund, dass wir einfach müde und erschöpft von Abenteuern waren. Die Katze lassen wir erst jetzt aus dem Sack, da wir einige Leute mit unserer Ankunft zuhause überraschen wollten. Die Überraschung ist immer gelungen. 🙂

Die Eingewöhnung zuhause ging recht schnell vonstatten und wir haben uns wieder gut eingelebt. Familie und Freunde sind froh, dass wir gesund wieder zuhause angekommen sind und freuen sich über die Geschichten, die wir zu erzählen haben.

Auf unserer Reise haben wir so viele prägende Erfahrungen gemacht, die wir jetzt in den nächsten Monaten verarbeiten und genießen können. Außerdem haben wir unzählige Fotos und Videos von unserer Reise, die wir nun sichten und verarbeiten müssen.

Da die Radfahrzeit in diesem Jahr noch nicht vorbei ist, wollen wir voraussichtlich im September noch unsere Alpenüberquerung starten. Darüber werde ich hier anschließend auch berichten.

Vielen Dank für die vielen Kommentare. Wir haben sie alle gelesen, hatten aber keine Zeit, sie alle zu beantworten.

Das eine Abenteuer ist nun beendet. Das nächste folgt mit hundertprozentiger Sicherheit. 🙂

Auszeit in Montenegro

Auszeit in Montenegro

Einige wundern sich sicher schon, warum ich aktuell keine Beiträge schreibe. Keine Sorge, uns geht es bestens. Von Albanien aus haben wir die Reise nach Montenegro angetreten.

In Montenegro haben wir uns mit unserer Familie für den gemeinsamen Sommerurlaub getroffen. Zehn Tage lang haben wir es uns in der Sonne und am Strand gut gehen lassen.

Die zehn Tage Auszeit waren bitter nötig. Unsere Kräfte waren aufgezehrt und wir waren froh, nicht mehr jeden Tag auf unsere Räder zu müssen. Auch über das Wiedersehen mit unserer Familie haben wir uns tierisch gefreut.

Aber auch die schönsten Tage gehen vorüber und der harte Alltag wartet wieder auf uns. Heute haben wir uns mit unseren Fahrrädern wieder auf den Weg gemacht. Das erste Stück werden wir mit dem Bus überbrücken, danach geht es wieder auf die Räder.

Im Land der Hupen

Im Land der Hupen

Albanien ist ein verrücktes Land. Das können wir nach über einer Woche im Land definitiv sagen. Verrückt, aber total liebenswert. Wir genießen die Zeit hier, auch wenn einige Tage wirklich anstrengend sind.

Wir beginnen unseren Albanien-Trip im touristisch geprägten Süden des Landes. In der Stadt Sarandë kommt bei bestem Wetter das Feeling von Sommer, Sonne und Strand auf. Die gesamte Stadt besteht aus Hotels. Wir fragen uns, wo die rund 17.000 Einwohner zählende Bevölkerung lebt. Die Antwort darauf finden wir bereits rund einen Kilometer außerhalb des Stadtzentrums: in den Slums. Direkt neben halbfertigen Bauruinen, die scheinbar irgendwann Hotels werden sollen, leben die weniger privilegierten Albaner in katastrophalen Zuständen, zwischen Bergen von Müll und halb demontierten Autos.

Auf unserem Weg entlang der Küste gen Norden machen wir noch viele vergleichbare Erfahrungen. Während die Touristenorte wie Himarë, Vlorë und weitere große und kleine Orte stets eine heile Welt suggerieren, kommen wir zwischendurch immer wieder in ärmere Gegenden, in denen die Leute wesentlich einfacher leben. Doch die Albaner sind, egal ob arm oder reich, ein unglaublich gastfreundliches und hilfsbereites Volk. Auf den Straßen werden wir regelmäßig von Jung und Alt herzlich gegrüßt. Man fragt uns, ob wir Hilfe benötigen oder etwas suchen. Wir fühlen uns in Albanien einfach sehr gut aufgehoben. Wenn wir ihnen erzählen, dass wir aus Gjermankommen, freuen sie sich immer ganz besonders. „Ah Deutschland. Fußball. Rummenigge.“

Doch auch die Albaner haben ein fürchterliches Laster: Ihre Hupen! Autofahrer in Albanien nutzen ihre Hupe wirklich für alles. Zum Grüßen, zum Warnen, um den Weg frei zu machen und um dem Anderen zu sagen, wie mies er fährt. Das bekommen wir auf unseren Rädern in einer unfassbaren Lautstärke immer wieder erneut mit. Wir sind natürlich auch häufig das Ziel des Hupens.

Wir fahren auf einer Straße. Alles ist frei, kein Gegenverkehr. Ein Albaner kommt von hinten mit einem Affenzahn angefahren und … er hupt. Ein LKW kommt uns entgegen, fährt an uns vorbei … und hupt gleich mehrmals. Wir fahren im Kreisverkehr und hindern einen Albaner daran, mit gefühlten 80 Kilometern pro Stunde in den Kreisverkehr zu fahren. Und er hupt uns an. An einem Tag mache ich mir den Spaß, die Anzahl von Hupgeräuschen auf einer Strecke von rund 40 km zu zählen. Bei 120 Mal hatte ich keine Lust mehr.

Landschaftlich ist Albanien auch sehr vielfältig. Wir fahren mal entlang wunderschöner Strände direkt an der Küste. An einem anderen Tag geht es durch hügelige Landschaft, nur wenige Kilometer weit weg vom Meer. Sogar einen Bergpass, den Logara-Pass erklimme ich. allerdings ohne Georg. Aufgrund von Problemen mit seiner Bremse musste er mit dem Bus in die Hauptstadt Tiranë fahren.

Die Mischung aus all diesen Erfahrungen macht den Trip durch Albanien zu einem unvergesslichen Erlebnis. In rund 10 Tagen haben wir leider nur die westliche Hälfte des Landes erkundet. Für die östliche Hälfte werden wir wohl noch einmal wieder kommen müssen.

Stadtradeln 2018 – Mein Fazit

Stadtradeln 2018 – Mein Fazit

Seit rund acht Wochen bestreite ich meinen Reisealltag mit dem Fahrrad. Drei Wochen davon im Rahmen des Stadtradelns. In diesen drei Wochen bin ich genau 1.600 Kilometer mit dem Fahrrad gefahren. Bei allen Aktivitäten war das Fahrrad mein treuer Begleiter.

Der Großteil der Kilometer ist natürlich durch das Reisen zwischen den Städten, immer näher an mein Ziel zustande gekommen. Aber auch Städtebesichtugungen, Strandbesuche und Einkäufe wurden auf dem Rad erledigt. Ich kann behaupten, dass ich das Fahrrad für viele verschiedene Alltagssituationen eingesetzt habe.

Für jede dieser Situationen war das Fahrrad für mich das perfekte Verkehrsmittel. Denn es bot mir viele Vorteile gegenüber den herkömmlichen Verkehrsmitteln für eine Reise. Das Reisen per Rad eröffnet einen komplett neuen Blickwinkel auf die Landschaft und die Länder, die man bereist. Man kommt an Orte, die man mit dem Auto oder dem Zug niemals entdecken würde. Auch Städtebesichtugungen sind ein tolles Erlebnis. Man kommt schnell durch die Stadt, vorbei an Staus und dem vielen Verkehr, und kann sein Rad direkt dort abstellen, wo man hin möchte. Das Einkaufen benötigt logistisches Geschick, da der Platz für Einkäufe am Rad sehr begrenzt ist. Doch mit etwas Übung stellt das auch kein Problem dar.

Das Stadtradeln endet, meine Reise allerdings noch nicht. Ich befinde noch zur Zeit in Albanien und habe noch einen langen Weg, bis ich wieder in Deutschland bin. Ich möchte an dieser Stelle jeden dazu ermutigen, eine Reise mit dem Fahrrad auszuprobieren. Es muss keine lange Reise sein, so wie meine. Aber ein Wochenendtrip ist auch schon ein tolles Erlebnis.

Herbst in Griechenland

Herbst in Griechenland

Thessaloniki haben wir zwischenzeitlich wieder hinter uns gelassen. Wir haben die Tage in der Stadt genutzt, um ein wenig abzuschalten und die schlechten Erfahrungen aus Griechenland zu verdauen. In Thessaloniki haben wir einen angenehmen Aufenthalt gehabt und viele nette Leute, fast alle Radreisende, kennengelernt. Doch auch diese Tage gehen zu Ende und der übliche Radfahreralltag tritt wieder ein. Morgens früh aufstehen, auf den Sattel schwingen und mit wenigen Unterbrechungen radeln, bis die Sonne untergeht.

Noch in Thessaloniki treffen wir die Entscheidung, das Griechenland, das wir kennengelernt haben, bald wieder zu verlassen. Stattdessen machen wir uns auf direktem Weg auf nach Albanien. Der einzig sinnvolle Weg nach Albanien führt jedoch durch den bergigen griechischen Norden. Immerhin bietet die Route einige interessante Anfahrtspunkte, die die Bergtour erträglicher machen sollen. Auf uns wartet das Tal des Tempi, die Stadt Larisa und die Klöster von Meteora. Wir machen uns also auf den Weg.

Leider wird uns die sowieso schon sehr anspruchsvolle Bergetappe durch anhaltenden starken Regen und Temperaturen teils weit unter 15 Grad Celsius noch weiter erschwert. Bereits auf dem Weg aus Thessaloniki heraus werden wir klatschnass. Auch die Etappe durch das Tal des Tempi ist vor allem von Regen geprägt. Einen kurze Zeitspanne zwischen den Schauern nutzen wir, um uns die Kirche des Agia Paraskevi inmitten des Tals anzusehen. Eine kleine orthodoxe Kirche, die in den Berg gebaut wurde. Eine heilige Quelle hat sie auch. Das Wasser daraus beflügelt uns für den Rest des Tages.

Für die Klöster von Meterora nehmen wir uns dann einen ganzen Tag Zeit. Natürlich ein kalter Tag im Regen, wie so viele Tage hier in Griechenland. Aber auch bei Regen ist Meteora eindrucksvoll. Die Klöster, die hoch auf den Gipfeln der wie große Säulen wirkenden Felsen erbaut wurden, lassen uns aus vielen verschiedenen Blickwinkeln immer wieder staunen. Zwischendurch bleibt dann der Regen auch kurz fern.

Zwischen Meteora und der griechischen Stad Ioannina wartet eine weitere anspruchsvolle Bergetappe auf uns. Doch im Hinblick auf das andauernde schlechte Wetter entscheiden wir uns dazu, diese Strecke mit dem Bus zu überbrücken. Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung. Während der Busfahrt schauen wir den Regentropfen aus dem trockenen Bus beim Herabfallenden zu. Doch auch an diesem Tag werden wir noch pitschenass. Nach unserer Ankunft in Ioannina besuchen wir die Höhlen von Perama, eine Höhle mit endlos vielen Stalagmiten und Stalaktiten. Doch nach dem Besuch der Höhle begrüßt uns unser alter Freund, der Regen, wieder.

Am 28.06. ist es dann endlich so weit. Wir verlassen Griechenland. Das Griechenland, das wir gesehen haben, hat uns absolut enttäuscht. Die wilden Hunde, das schlechte Wetter, die häufig unfreundlichen Einheimischen. Diese Eindrücke sind einfach an uns hängen geblieben uns konnten sich nicht mehr ins gute umkehren. Umso mehr freuen wir uns, als wir die Grenze nach Albanien passieren und von der strahlenden Sonne begrüßt werden. Ob ihr es glaubt, oder nicht.

Hallo Hellas

Hallo Hellas

Die Überschrift lässt es bereits vermuten. Und auch wer in den letzten Tagen unsere Position auf der Karte betrachtet hat, weiß es auch schon. Wir haben unser Zwischenziel erreicht. Am 20. Juni haben wir die Grenze von Mazedonien nach Griechenland überquert. Endlich benutzen wir wieder vertrautes Geld und können unsere mobilen Daten am Handy einschalten, ohne Angst vor einer riesigen Handyrechnung zu haben.

Leider waren die ersten Erfahrungen in Griechenland ein ganz schöner Dämpfer. An der Grenze empfängt uns ein unfreundlicher Grenzpolizist. Er nimmt unseren Ausweis, scannt ihn ein, und gibt ihn uns ohne eine Mine zu verziehen wieder. Kein freundlicher Gruß, kein auf Wiedersehen. Hm.

Im ersten Ort nach der Grenze verfolgen uns wilde Hunde. Entgegen aller Erwartungen sind die Hunde in Griechenland um einiges schlimmer, als in Serbien oder Mazedonien. Sie lassen gar nicht von uns ab, bellen wie verrückt und kommen gefühlt aus jeder Ecke. Immerhin sind die Straßen ein wenig besser als zuvor. Und die Autofahrer fahren ein wenig rücksichtsvoller an uns vorbei. Wir erleben LKW-Fahrer, die tatsächlich Bremsen, statt uns zu überholen, wenn Gegenverkehr kommt.

Nach den ersten Stunden auf griechischem Boden kommt noch nicht so wirklich Freude auf, dass wir angekommen sind. Nach den vielen tollen Erfahrungen in den für uns Mitteleuropäern fremden Ländern Serbien und Mazedonien wirkt Griechenland schon fast langweilig. Der teure Kaffee in einem leblosen kleinen Kaff, serviert von unfreundlichem Personal gibt uns dann den Rest. Wir sehnen uns zurück nach den lebhaften Balkanländern. Am liebsten würden wir sofort wieder umkehren.

Doch nachdem wir den Vegoritida-See erreichen und schier endlose Plantagen von Obstbäumen entdecken, ist das alles wieder vergessen. Wir fahren vorbei an Bäumen voller Kirschen, Aprikosen und Äpfeln. An jedem Baum bleiben wir stehen und pflücken uns köstliche Früchte. Und an jedem Baum schmecken sie ein wenig anders. Reife Früchte direkt vom Baum, das kennt man aus Deutschland einfach nicht. Wir essen hier die besten Kirschen und Aprikosen unseres Lebens. Durch die ständigen Pausen an den Obstbäumen verzögert sich unsere Ankunft in Edessa leider immer weiter. Aber das ist es wert. Als wir Edessa erreichen, haben wir bestimmt schon 2 kg Kirschen gegessen.

Auch am nächsten Tag, an dem wir weiter nach Thessaloniki fahren, finden wir wieder reichlich frisches Obst. Hier wachsen meist Nektarinen und Pfirsiche. Reif und frisch vom Baum sind es auch hier wieder die besten Früchte, die wir jemals gegessen haben.

Rund 25 Kilometer vor Thessaloniki folgt dann der nächste Dämpfer. Georg fährt, mit den Gedanken bereits am Ziel, mit dem Hinterrad durch ein tiefes Schlagloch in der sonst ganz guten Straße. Auf einen wutentbrannten Schrei folgt ein plattes Hinterrad. Glücklicherweise ist bereits nach wenigen Metern eine Einmündung in einen Feldweg, in den wir die Fahrräder abstellen können.

Die gute Laune und der Flow, den wir bislang haben, ist dahin. Einen Ersatzschlauch haben wir, allerdings muss vor dem Wechsel zunächst das Gepäck ab vom Fahrrad. In der brütenden griechischen Sommerhitze stehen wir nun und bauen das Fahrrad so weit auseinander, dass wir den Platten flicken können. Ohne den angenehmen Fahrtwind quält uns die pralle Sonne. Der Schweiß tropft von unserer Stirn in die Augen und Raubt uns die Sicht. Unser Trinkwasser kocht in den Flaschen. Rund 45 Minuten vergehen, ehe das Rad wieder startbereit ist.

Nach der erfolgreichen Reparatur setzen wir die Fahrt in Richtung Thessaloniki fort. Die Fahrt durch das Land, das ursprünglich unser Ziel war. Das Land, das uns bislang am wenigsten gefällt.

Mazedonische Highlands

Mazedonische Highlands

Nach dem Trubel in der Hauptstadt Mazedoniens wollen wir nun die Natur erkunden. Wir machen uns auf Weg zum Ohridsee, einem der ältesten und tiefsten Seen in Europa. Skopje verlassen wir nach drei tollen Tagen genau so wie wir es erreicht haben: über die Autobahn. Glücklicherweise die meiste Zeit mit wenig Verkehr auf dem Standstreifen. Relativ entspannt fahren wir die ersten Stunden auf dem Weg zum Ohridsee, einem der ältesten und tiefsten Seen in Europa.

Hinter Gostivar beginnt dann unsere erste richtige Bergetappe. Auf 20 Kilometern klettern wir langsam, aber stetig in Richtung eines Gebirgspasses. Wir haben vorab gelesen, dass der Pass bei rund 1.100 Metern über dem Meeresspiegel liegen soll. Bei nicht zu heißem Wetter quälen wir uns mit unseren schweren Fahrrädern Meter für Meter voran. Als wir die 1.000 Meter knacken, fühlen wir uns plötzlich so stark, als könnten wir jeden Berg erklimmen. Das Gefühl lässt allerdings genau so schnell wieder nach, wie es über uns kam. Bei den versprochenen 1.100 Metern ist nun leider noch kein Ende in Sicht. Entkräftet klettern wir Meter für Meter weiter in den Mavrovo-Nationalpark im Westen des Landes, in der Hoffnung, bald oben zu sein.

Die höchste Stelle erreichen wir dann schließlich bei 1.300 Metern. Jetzt trennt uns noch der Mavrovo-See von dem gleichnamigen Örtchen, in dem wir heute Nacht nächtigen wollen. Nach rund 15 Kilometern und einer weitern harten Stunde mit Steigungen und Gefällen ist es so weit. Wir sind in Mavrovo und checken in einem Zimmer ein, das wir auf dem Weg von einem Mazedonier an der Tankstelle in Gostivar empfohlen bekommen haben. Und das Zimmer ist die Belohnung für die Strapazen. Wir haben einen wahnsinnig tollen Blick über den See, sowohl am Abend, als auch am nächsten Morgen.

Am Tag darauf haben wir allerdings eine entspannte Abfahrt bis nach Ohrid vor uns. Kurz nach dem Start am Mavrovo-See sehen wir einige Radfahrer, die sich den Berg hochquälen. Gestern wir, heute ihr! Von 1.300 Metern fallen wir nun mit einigen kurzen Unterbrechungen wieder ab auf rund 700 Meter. Ein Genuss nach dem harten Tag zuvor. Einige Kilometer lange, steile Abfahrten bereiten uns eine Menge Spaß. Wir erreichen Geschwindigkeiten von knapp 60 Kilometern pro Stunde. Das ist Nervenkitzel pur.

Am Abend des Tages erreichen wir dann die schöne Stadt Ohrid. Nach den zwei Tagen in den Bergen haben wir uns definitiv eine kurze Auszeit verdient. Wir bleiben zwei Nächte am schönen Ohridsee.

Mit Highspeed in die Hauptstadt

Mit Highspeed in die Hauptstadt

Nach 10 Tagen in Serbien soll der 13. Juni der Tag sein, an dem wir das Land wieder verlassen. Wir befinden uns morgens etwa 30 Kilometer entfernt von der Grenze nach Mazedonien. Unser Tagesziel heute ist die mazedonische Hauptstadt Skopje.

Wir starten den Tag wieder relativ spät. Bereits vormittags lässt die sengende Sonne das Thermometer auf über 30 Grad steigen. Die Landstraße ist glücklicherweise nicht sehr stark befahren. Nach einer kurzen Pause in einem kleinen Ort, der vermutlich noch nie einen Touristen gesehen hat, erreichen wir um 14 Uhr eine Grenze nach Mazedonien. Die Landstraße dort hin verrät uns bereits, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Die Grenze ist offen und die Straße an den Rändern bewuchert von Büschen. Hier passiert schon lange kein Auto mehr. Wir kehren um, um den richtigen Grenzübergang zu suchen.

Der richtige Grenzübergang ist ausschließlich über die Autobahn erreichbar, wie wir kurze Zeit später herausfinden. Mit dem Fahrrad auf die Autobahn? In Serbien und Mazedonien kein Problem. Der Verkehr in Richtung Grenze ist glücklicherweise mäßig und die gut ausgebaute Autobahn bietet einen breiten Standstreifen, den wir als Fahrspur benutzen können. Die sechs Kilometer Autobahn bis zur Grenze sind der Wahnsinn. Wir fühlen uns, als würden wir fliegen. An uns rasen die Autos vorbei, einige hupen und winken uns. An der Grenzkontrolle selbst sieht uns der Grenzpolizist nur ungläubig an, schüttelt mit dem Kopf und wünscht uns viel Glück.

Mit dem Fahrrad über die Autobahn. In Deutschland wären wir nun im Radio und bald von einem Begrüßungskommitee der Polizei eingesammelt. In Mazedonien interessiert das scheinbar niemanden. Einige Autofahrer winken uns freundlich zu, als sie uns sehen. Wir genießen die Fahrt auf dem hervorragenden Asphalt. Lediglich die Ab- und Auffahrten der Autobahn sind mit dem Fahrrad Nervenkitzel pur, da hier der Seitenstreifen zum Fahrstreifen wird. Übrigens zahlen Fahrradfahrer in Mazedonien keine Autobahnmaut. Wir werden hier einfach durchgewunken.

Nach rund 40 Kilometern auf der Autobahn müssen wir sie leider wieder verlassen. Hier führt uns ein dreispuriger Zubringer hinein nach Skopje. Leider ohne Seitenstreifen, dafür mit wahnsinnig viel Verkehr und nassen Straßen vom Unwetter, das unmittelbar vor unserer Ankunft in der Hauptstadt wütete. Wie wir merken, sind Fahrradfahrer den meisten Autofahrern im Straßenverkehr völlig unbekannt. Sie fahren dicht an uns vorbei, wir spüren den Sog der Luft und müssen unseren Lenker mit aller Kraft festhalten, um nicht zu stürzen. Die vielen Pfützen auf der Straße steuern die Autos scheinbar gezielt an, um uns möglichst nass zu machen. Die letzten Kilometer bis in die Stadt sind anstrengender, als der bisherige Tag insgesamt.

Kurz nachdem wir in Skopje ankommen, werden wir von einem Einheimischen angesprochen. Sein Name ist Bojan, er ist auch begeisterter Radfahrer. Er empfiehlt uns ein Hostel in Skopje, in dem wir unsere Fahrräder sicher verstauen können. Später würde er sich gerne noch mit uns treffen, wenn wir Interesse hätten. Wir nehmen das Angebot an, checken im Hostel ein und treffen uns später, nach dem Abendessen, mit Bojan und einem Freund von ihm auf einen Drink.

Die nächsten drei Tage verbringen wir in Skopje und sehen uns die Stadt an. Die wenigen Tage Pause vom Radfahren tun uns gut und wir machen viele nette Bekanntschaften. In einem deutschen Buchladen in Skopje treffen wir Detlev Schlott, ein Deutscher, der uns einiges über das Land und die Stadt erzählt. Zum Abschied schenkt er uns ein Wörterbuch für Mazedonisch – Deutsch.

Auch im Hostel machen wir viele nette Bekanntschaften. Mit Igor vom Empfang tausche ich mich über Deutschland und Mazedonien aus, mit Toni und Anastasia haben wir einen tollen Abend beim Essen und Trinken in Skopje.

Alles in Allem ist Skopje eine interessante Stadt, die durch ihre Mischung aus prunkvollen Gebäuden, die erst vor wenigen Jahren entstanden sind, und kaputten Straßen, Treppen und allem möglichen Sachen auf der Straße ein einmaliges Erlebnis bietet. Eine solche Stadt findet man kein zweites Mal in Europa. Die Leute sind alle sehr nett, allerdings werden sie zu rücksichtslosen Monstern, wenn sie in ihr Auto steigen. Eine sehr interessante Erfahrung. Wir hatten viel Spaß.

Wir wollen Skopje definitiv wieder besuchen.

Ziegelsteine aus Serbien

Ziegelsteine aus Serbien

Der Morgen des 12. Juni beginnt für uns im Atina Lux, einem gemütlichen Hostel in der kleinen Stadt Leskovac. Bereits am frühen Vormittag klettern die Temperaturen auf über 25 Grad und die pralle Sonne sorgt dafür, dass wir nach dem Frühstück auf dem Balkon schon wieder nass geschwitzt sind.

Nach dem Frühstück schwingen wir uns träge in unsere Sättel. Unsere Räder tragen uns heraus durch Wolken stinkender Abgase heraus aus der Stadt in Richtung Landstraße. Die ersten Kilometer fallen uns heute enorm schwer. Die Reifen kleben am schon weich gewordenen Asphalt. Bei jeder Lenkbewegung ächzen und quietschen die Reifen auf der Fahrbahn.

Parallel zur viel befahrenen Landstraße verläuft eine kleinere, weniger benutzte Straße. Wir entscheiden uns dazu, dort weiter zu fahren, um zumindest die stickige Luft der Autos nicht mehr einatmen zu müssen.

Nach wenigen Kilometern auf dieser Straße sehen wir am linken Fahrbahnrand drei Bauten aus roten Ziegelsteinen. An einem dieser Bauwerke wird gearbeitet, es ist offensichtlich noch nicht fertiggestellt. Um die Gebäude herum stehen nahezu endlose Reihen von gestapelten Ziegelsteinen. Fleißige Arbeiter stapeln Ziegel in der sengenden Mittagshitze. Als sie uns sehen, winken und rufen sie uns zu. Wir sollen offensichtlich zu ihnen kommen. Uns erwartet ein warmer Empfang, sie bieten uns sofort kaltes Wasser an. Keiner von ihnen spricht deutsch oder englisch, lediglich einige verstehen und sprechen einige deutsche Wörter.

Bei näherer Betrachtung der Gebäude und der Männer stellen wir fest, dass es sich hierbei um eine Ziegelei handeln muss, in der fleißige Serben Ziegelsteine herstellen. Sie laden uns ein, ihre Anlage zu besichtigen. Durch Winken und Rufen der Arbeiter werden wir durch die gesamte Ziegelei gelotst.

Zuerst zeigen die braun gebrannten Arbeiter uns, wo die fertig geformten Ziegelsteine zum Trocknen aufgetürmt werden. Die roten Klötze werden noch feucht auf einem Karren zu dem Ort transportiert, an dem sie gestapelt werden. Sorgfältig türmen die Arbeiter die Steine auf und decken sie Stück für Stück mit einer Folie ab. Kein Ziegel gleicht dem anderen.

Als nächstes sehen wir die Anlage, die den braunen Schlamm zunächst auf ein Förderband abwirft und anschließend in die Presse transportiert. Heraus kommt ein brauner Block, der nun in gleichmäßige kleinere Blöcke geschnitten wird. Die zukünftigen Ziegelsteine werden automatisch von einem Band abtransportiert, wo die Arbeiter sie entgegennehmen und auf einem Transportwagen stapeln.

Zum Abschluss dürfen wir die roten Gebäude betreten, die wir von der Straße aus sehen konnten. Hier werden die Ziegelsteine gebrannt, nachdem die Sonne sie einige Tage vorgetrocknet hat. Die Ziegelsteine werden in einem Gewölbe gestapelt, eingemauert und anschließend befeuert. Bei ca. 1.000 Grad nehmen sie nun ihre finale Form an. Mithilfe von Kohleöfen werden diese Gewölbe befeuert.

Wir finden es faszinierend, mit wie viel manueller Arbeit dieser Baustoff in Serbien hergestellt wird. In einer hochautomatisierten Wirtschaft wie Deutschland ist das unvorstellbar.

Die kurze Besichtigung der Ziegelei hat uns viel Spaß bereitet. Nachdem wir gesehen haben, wie hart die Jungs dort arbeiten, fällt uns das Radfahren sofort viel leichter, als noch zuvor. Wir schaffen an diesem Tag noch insgesamt 90 Kilometer.

Serbische Gastfreundschaft

Serbische Gastfreundschaft

Nach einigen eher ruhigen Sightseeing-Tagen in Belgrad, oder auch Beograd, der „weißen Stadt“, sitzen wir am 9. Juni wieder im Sattel. An diesem morgen verabschieden wir uns von Michael und Katharina, denn sie haben ein anderes Ziel als wir. Martin will noch einige Kilometer mit uns fahren, bevor er weiter der Donau zum schwarzen Meer folgt.

Vormittags verlassen wir Belgrad auf dem mehr oder weniger gut ausgeschildertem Radweg EuroVelo 6. Wir queren die Donau auf einer Autobrücke, die ihre besten Zeiten längst hinter sich hat und folgen dem Weg zunächst in Richtung Kovin. Die Beschaffenheit des Weges ist anfangs wieder ein Wechsel der Gefühle. Er führt uns über einen maroden Steg inmitten eines Feldes. Weiter geht es auf der ungemähten Deichkrone. Nach rund zehn Kilometern sind wir von der Fahrt schon so erschöpft, dass wir rasten. Ein Autofahrer hält bei uns und fragt interessiert, wohin wir mit unseren Rädern auf dem Weg sind. Er spricht gut deutsch und wir berichten ihm von unseren Plänen. Er empfiehlt uns auch einen anderen Weg nach Kovin, ab vom ruckelingen Radweg auf die Landstraße.

Und so folgen wir der Landstraße von Pancevo nach Kovin. Die Straße führt lange Zeit nur geradeaus. Der Verkehr ist mäßig, es lässt sich hier ganz gut fahren. In Kovin machen wir Rast, um uns zu stärken. Kräftiger Kaffee und süßes Gebäck vom Bäcker geben uns neue Kraft für die nächsten Kilometer. Leider macht das gute Wetter nun auch eine Pause und dunkle Wolken ziehen am Himmel auf. Auf gut Glück setzen wir unsere Weiterfahrt fort in Richtung Smederevo. Nach wenigen Kilometern werden wir von einem starken Regenschauer überrascht. Wir suchen Zuflucht an einer Tankstelle. Hier sind wir zur nächsten Rast gezwungen, den der Regen prasselt nur so vom Himmel. Immerhin hat die Tankstelle free WiFi.

Eine Stunde und ein kurzes Nickerchen später lässt der Regen etwas nach und er Himmel beginnt, sich zu lichten. Wir setzen die Fahrt nach Smederevo fort, wo wir zusammen mit Martin das letzte gemeinsame Abendessen genießen. Hinter Smederevo trennen sich dann unsere Wege. Wir setzen die Fahrt in Richtung Süden fort, Martin zweigt gen Osten ab.

Die letzte Stunde im Sattel führt und in das kleine Dorf Lugacina. An einem lebhaften kleinen Shop sprechen wir die Einheimischen an und fragen, ob sie denn eine Idee hätten, wo wir heute Nacht unsere Zelte aufschlagen können. Nach einem erfolglosen Versuch spricht uns jemand auf deutsch an. Er fragt uns, ob er uns helfen könne. Wir schildern ihm kurz unser Übernachtungsproblem. Das sei gar kein Problem sagt er, wir könnten einfach bei ihm übernachten. Der nette Serbe, der ein Transportunternehmen in Wien führt, stellt sich uns als Misa vor. Wir trinken noch einige Bier zusammen, bevor wir uns gemeinsam mit ihm auf den Weg zu seinem Haus machen.

Misa hat ein großes Haus in dem Örtchen gekauft, das er aktuell renoviert. Er ist nur am Wochenende hier in Serbien, unter der Woche muss er arbeiten. Morgen will er wieder zurück nach Wien fahren. Um lange Wartezeiten an der Grenze zu vermeiden, fährt er immer schon um 5 Uhr los. Das heißt für uns, dass der morgige Tag sehr früh beginnen wird.

Doch bevor die Schlafenszeit für uns beginnt, sitzen wir zusammen mit Misa in seinem Wohnzimmer und unterhalten uns lebhaft bei einigen Flaschen serbischen Biers. Er erzählt uns von seiner Familie, von Serbien und von dem kleinen Dorf, in dem er auch aufgewachsen ist. Als Mitternachtssnack bekommen wir Weißbrot und Speck serviert.

Nach dem Essen führt er uns hinten in seinen Garten. Er sagt, er wolle uns noch etwas zeigen. Als wir den Garten betreten kommt uns seine Hündin mit vier kleinen Welpen schon entgegen. Die kleinen sind etwa vier Wochen alt und sehr niedlich. Das sage sogar ich, als jemand, der sonst keinen Bezug zu Tieren hat. Misa füttert seine Raubtiere mit Dosenfutter, dazu bekommen sie noch etwas vom köstlichen Speck. Gespannt beobachten wir die Raubtierfütterung.

Es ist nun schon halb 12. Misa ist müde, genau so wie wir, und wir bauen unser Nachtlager in einem seiner Zimmer auf. Um 4 Uhr will er aufstehen, wir ebenso. Misa freut sich, dass er Gäste aus Deutschland hat. Wir bieten ihm an, dass er gerne unser Gast sein kann, wenn er einmal nach Deutschland kommt.

Erschöpft vom langen Tag gehen wir schlafen. Es wird eine sehr erholsame Nacht, fast wie im Hotel.